18.09.2022
Endlich war es wieder so weit. Die Meisterschaft stand vor der Tür und alle waren feurig, dass der Ball endlich wieder in der Halle rollte. Kross durchgebraten war auch das Schulterblatt von Bumbacher, welcher die Segel vorzeitig streichen musste. Da auch Baumann bettlägerig zu Hause blieb, schwanden die Optionen für die Besetzung der Centerpositionen.
Das Nottelefon wurde wieder aus dem Museum geholt und ein Anruf beim Armeechef später, stand mit Weibel ein weiterer Center auf dem Parkett. Ein weiteres Auge zudrücken konnte aber militärische Oberhaupt nicht mehr, der Captain musste am Wochenende für die Sicherheit des Landes sorgen. Es blieb ruhig an der Front, also schien es so, als hätte er seinen Job erfüllt. Wegen seiner Abwesenheit musste für das Spiel ein neuer Träger der Binde herangezaubert werden. Routinier Niederberger, am Vortag noch sportlich am Giro d’Italia unterwegs, übernahm diese Verantwortung mit Handkuss und streifte sich die Binde mit 2facher Umwicklung um seinen mageren Rennradoberarm.
Der Beginn der Partie war ausgeglichen. Die Ansätze auf beiden Seiten ersichtlich, aber richtig zwingend war hier niemand. Bis in die 12. Spielminute, als die Burgdorfer nach einem schnell vorgetragenen Konter zum 1:0 einschieben konnte. Nur kurze Zeit später klingelte es schon wieder im Netz hinter Torwächter Frunz. Nach einem weiteren Gegenangriff servierte Schlussmann Frunz den Ball mit einem unglücklichen Abpraller dem Gegenspieler auf dem Silbertablett, welcher seine 2. Chance zu nutzen wusste. Bei der 2-Toreführung blieb es bis zum Pausentee. «Wir waren nicht schlechter, aber nicht so effizient wie der Gegner», gab Niederberger beim kurzen und knappen Platzinterview zu Protokoll.
Ins gleiche Rohr blies auch das Trainertrio bei ihrer Pausenansprache. Taktische Finessen wurden aufgezeigt, wie man gefährlicher vor das gegnerische Gehäuse gelangen konnte. Zudem sollte man viel mehr Abschlüsse nehmen, wenn man eine Chance dafür sieht. Denn es kamen viel zu wenig Bälle auf’s Tor.
Der UHC Obersiggenthal kam schwungvoll aus den Katakomben. Sie hatten nun mehr vom Spiel. Petranca mit einer feinen Einzelleistung durchbrach endlich den Bann und erzielte mit einem schönen Hocheckschuss den Anschlusstreffer. Debütant Egger, gedankenschnell beim Ausführen eines Freistosses, hielt einfach mal drauf, und erzielte so mit einer Bogenlampe den vielumjubelten Ausgleichstreffer. Er krönte seine bislang beeindruckende Leistung mit seinem ersten Treffer auf der Herrenstufe. Das Spiel schien zu kippen, als die Burgdorfer noch kurz vor dem erneuten Pausentee zu einer vielversprechenden Chance direkt vor dem Gehäuse der Obersiggenthaler kamen. Die Hintermannschaft verbarrikadierten das Tor der Siggenthaler mit allem was sie hatten. Die Gefahr schien vorbei zu sein, der Ball eigentlich aus der Gefahrenzone, da kam es doch noch zu einem Abschluss aus der Hinterhand. Dieser wurde unglücklich abgelenkt und fand so den Weg an Freund und Feind vorbei ins Tor.
Noch blieb genug Zeit den Rückstand von einem Tor aufzuholen, aber um dieses Unterfangen erfolgreich zu gestalten, müsste man gefährlicher in der Offensive werden. Die Burgdorfer konzentrierten sich fortan auf ein paar gefährlichen Vorstösse sowie ein paar grossartige Einlagen, welche durchaus Oscarpotential hatten. In der 46. gelang ihnen das – aus Sicht der Siggenthaler – unglückliche 4:2. Doch die Mannen in Rot gaben nicht auf. Jauner auf Zuspiel von Petranca brachte seine Farben noch mal heran. Als dann 3 Minuten vor Schluss das Heimteam erneut reüssieren konnte, dachten alle Buchmacher, das war es jetzt. Doch dem war nicht so, man ersetzte Frunz mit einem zusätzlichen Feldspieler und setzte alles auf eine Karte. Kalt mit einem seiner gefürchteten Weitschüssen brachte nochmals Spannung in die Runde, als er das 5:4 erzielte. Doch für mehr reichte es nicht, leider.
So blieb den Herren nichts anderes übrig, als dem Gegner für den Sieg zu gratulieren. Die Leistung war durchzogen. Es gab sowohl Lichtblicke als auch viel «Murgs». Man zeigte eine grossartige Moral und gab sich zu keinem Zeitpunkt der Partie geschlagen. Für etwas zählbares fehlte jedoch die letzte Konsequenz, sowie aber auch die Anzahl der Torchancen, welche heute dünn gesät waren. Man war zu wenig zwingend, verpasste oft den Moment. Trotzdem heisst es nun, Gesicht waschen und nach vorne schauen.
Aufgebot:Baumgartner Gianni, Baumgartner Sascha, De Santis Matteo, Egger Flurin, Frunz Andreas (T), Füglister Oliver, Haag Roman, Höppli Philipp, Jauner David, Kalt Yannick, Müller Timon, Niederberger Simon (C), Petranca Siro, Trobl Colin, Weibel Dario
Telegramm:
12. UHC Burgdorf, 1:0
13. UHC Burgdorf, 2:0
29. Petranca, 2:1
38. Egger, 2:2
40. UHC Burgdorf, 3:2
46. UHC Burgdorf, 4:2
50. Jauner (Petranca), 4:3
57. UHC Burgdorf, 5:3
60. Kalt (S. Baumgartner), 5:4
News verfasst von Oliver Füglister
